Italien - die Marken (el Marche) - 31.8. bis 6.9.2023


Prolog
Normalerweise hätten wir im Mai/Juni zum x-ten Male Kroatien besucht. Normalerweise! Aber da wir (naja, besonders ich) ja leidenschaftlich neugierig sind (bin), fielen die Erzählungen meines Schwagers von dessem Urlaub in den Marken bei uns (mir) auf äußerst fruchtbaren Boden.
Die Marken (ja, schreibt man im Plural) ist eine von insgesamt 18 Regionen Italiens. Umgeben von Meer und Bergen. Im Osten grenzen die Marken an die Adria, im Norden an die Emilia-Romagna. Im Süden liegen die Abruzzen und im Westen, an den Appenin angrenzend, liegen sowohl Umbrien als auch die Toskana und das Latium. Die Gegend ist sowohl geprägt von der eher flachen Adriaküste mit ihren stark touristisch geprägten Gebieten, als auch von der Hügellandschaft, die sich in Richtung des Appenin in immer höhere Zonen erhebt.
Mit ca. 10.000 km² sind die Marken ca. halb so groß wie Niederösterreich, bzw. ca. ein drittel größer als das Bundesland Salzburg. Alles in allem sehr handlich und kompakt. 
Die Geschichte der Marken reicht bis weit vor die Eroberung durch die Römer zurück, doch weiß man bis heute nur wenig aus dieser Zeit, außer dass sich umbrische Stämme dort niedergelassen hatten. Nach ihnen folgten die Etrusker und ab Ende des vorchristlichen sechsten Jahrhunderts wurden diese durch die Römer immer wieder bedrängt und schließlich im vierten Jahrhundert vor Christus endgültig von diesen eingenommen. Die Region blieb nach dem Zerfall des Imperiums nicht von den Völkerwanderungen verschont, war jedoch zu dieser Zeit noch fest mit der Geschichte Umbriens vereint. Erst im Mittelalter wurde das Gebiet der Marken – welches damals zugleich ein Grenzgebiet des Römischen Reiches war – zu dem, welches es heute ist. Während in vielen Gebieten Italiens immer wieder große Schlachten um die Vorherrschaft in einzelnen Regionen stattfanden, waren die folgenden Jahrhunderte für diese Region beinahe beschaulich. Im elften und zwölften Jahrhundert war die Region als Lehen an Grafen vergeben worden, doch im Anschluss fiel es wieder zurück an die Kirche, die sie bis zum Jahr 1860 als päpstliches Legat verwaltete. Ab diesem Jahr wurde auch diese Region ein Teil des nun vereinigten Königreichs Italien.


31.8.2023 - Anreise nach Udine
Kurz nach Mittag machen wir uns auf den Weg in den Süden. Das Verkehrsaufkommen ist eher mäßig und wir kommen gut voran. In Villach verlassen wir kurz die Autobahn und tanken noch einmal randvoll beim Hofer. Auch auf der italienischen Seite hält sich der Verkehr in Grenzen und so erreichen wir unser Ziel, die Casa Orter in Risano, ein paar Kilometer südlich von Udine gegen 16:30 Uhr. Wir checken ein und machen uns zu Fuß auf den Weg zum Agriturismo Tal Borc, keine 10 Minuten von unserem Quartier entfernt. Das sehr einfache Lokal scheint bei den Einheimischen recht beliebt zu sein und wo die Einheimischen Essen und trinken muss es gut sein. Wir bestellen eine gemischte Platte mit Schinken, Wurst und Käse und einen halben Liter Merlot. Alles großartig! Vorab gab es noch eine kleine Aufmerksamkeit des Hauses und das alles um grad mal 17 Euro. So darf es gerne weitergehen.

 


1.9.2023 - Anreise nach San Leo
Die gestrige Nacht hat uns wieder einmal gezeigt, wie zufrieden wir mit unserer österreichischen Bauweise sein dürfen. In Italien sind -  wie auch in Spanien - die Häuser in keiner Weise gegen Lärm gedämmt. So konnten wir jedes Wort der Leute aus dem Nachbarzimmer hören - verstanden haben wir, da italienisch, nichts. Allerdings ist die Chefin eine überaus nette und aufmerksame Person. Wir bekamen ein sehr gutes Frühstück und zum Abschied noch eine Flasche Wein. 
Gegen 11:00 Uhr machten wir uns dann auf den Weg nach San Leo, welches in der Nähe von  San Marino liegt und noch zur Emilia-Romagna gehört. Wir kommen gut voran, die Autobahn bis Padua ist gut ausgebaut und der Verkehr hält sich in Grenzen. Je näher wir uns Bolonga nähern nimmt der Verkehr zu. So richtig arg erwischt es uns dann zwischen Bologna un Imola. Auf der 3-spurigen Autobahn geht nichts mehr. Wir warten und warten und dann geht es wieder, zunächst im Schritttempo, dann auch wieder etwas zügiger weiter. Allerdings steht nach 5 Minuten wieder der komplette Verkehr. Das wiederholt sich so ca. eine Stunde lang. Dann plötzlich, wie aus dem Nicht fließt der Verkehr wieder normal und wir können uns nicht erklären, was die Staus verursacht hat. Wir verlieren so eine Stunde und kommen erst gegen 15:00 Uhr ins San Leo an. Kurz vor San Leo ergibt sich ein schöner Ausblick auf San Marino, welches wir in den nächsten Tagen erkunden werden. Für heute reicht uns die Fahrerei. Wir checken in der Osteria Belvedere ein in der wir die kommenden Tage zu Gast sein werden. Ab 19:00 Uhr gibt es hier Essen und sicher auch einen guten Wein. Ich werde berichten.
Nachtrag: Hier noch ein paar Bilder von unserem Haus wo wir wohnen und kulinarisch verwöhnt werden sowie der Umgebung.
 
 


2.9.2023 - San Leo
Heute widmen wir uns ausschließlich San Leo. Die Gemeinde hat knapp 3000 Einwohnern und liegt in der Nähe von San Marino. Der Ort erhielt seinen Namen nach dem von jenseits der Adria gekommenen Bischof Leo, der im Jahre 360 starb. Er soll hier das Christentum gepredigt haben. Der Deckel seines Steinsarkophages befindet sich heute im Dom. Die eindrucksvolle Festung oberhalb von San Leo liegt weithin sichtbar auf einer Höhe von 600 Metern. Sie besitzt einen ungefähr dreieckigen Grundriss mit zweiflügeligem Gebäudekomplex am steilen Abhang des in römischer Zeit als Mons Feretrius benannten Stadtberges. In römischer Zeit soll auf der Felskuppe von San Leo ein Tempel für den Gott Iuppiter Feretrius gestanden haben. Im 15. Jahrhundert wurde die Festung errichtet. Seit dem 18. Jahrhundert diente die Festung von San Leo dem Vatikan als Kerker. In den Jahren 1791 bis 1795 verbrachte hier als berühmtester Gefangener der Alchimist, Arzt und Freimaurer Giuseppe Balsamo, besser bekannt unter dem von ihm selbst erfundenen Namen Graf Alessandro Cagliostro, vier Jahre qualvoller Haft, nachdem er von der Heiligen Inquisition wegen Ketzerei zum Tode verurteilt und seine Strafe von Papst Pius VI. in lebenslange Haft umgewandelt worden war. Er starb am 26. August 1795 in einem engen, als „pozzetto“ (Brunnen) bezeichneten Verlies der Festung. Diese ist heute ein Museum. Zu besichtigen gibt es neben alten Möbelstücken und Waffen (vom Mittelalter bis zum Zweiten Weltkrieg) einen Folterkeller mit den einschlägigen Folterwerkzeugen und die Zelle, in welcher der angebliche Graf Cagliostro bis zu seinem Tod einsaß. Der Hochstapler und Alchimist starb wohl an der Syphilis. Ja, all das haben wir heute erfahren und uns vor Ort angesehen. Dir grauslichen Bilder von den Folterwerkzeugen und den wirklich menschenunwürdigen Zellen der Häftlinge möchte ich hier nicht veröffentlichen. Nach so viel Historie gehen wir völlig durchschwitzt zurück in unser Quartier. Nach einem erfrischenden Brausebad nehmen wir ein kleines Mittagessen zu uns (Tagliatelle con funghi) und machen erst einmal eine ausgedehnte Siesta.
  
 
 
 
 
Jetzt, nach der Siesta wollen wir uns noch ein schönes Eis gönnen. Wir verbinden den Besuch beim Eisladen gleich mit dem noch ausstehenden Besuch der Cattedrale di San Leone, dessen Bau im Jahre 1173 begann. Der hochromanische Dom besteht aus goldfarbigem Sandstein und besitzt nicht nur eine Rückfront mit drei Apsiden, sondern auch eine dreigeteilte Hauptfassade mit schmalen Halbsäulen und Blendbögen. Der dreischiffige, ansehnliche Innenraum weist wie in der sich daneben befindliche Pfarrkirche Pieve di Santa Maria Assunta eine Krypta mit drei Apsiden auf. Beide Kirchen sind im Innenraum sehr schlicht gehalten. In der Krypta der Pfarrkirche steht als Highlight einen Madonnenstatue. Nach so viel Christlichem zieht es uns jetzt aber zu den leiblichen Genüssen. Wir klappern alles Gassen ab, aber leider gibt es in ganz San Leo keinen einzigen Eisladen - und das in Italien!!!
 
 

3.9.2023 San Marino
San Marino muss man nicht gesehen haben, aber man sollte doch einiges über die älteste Republik der Welt  - mit einer Geschichte, die der Überlieferung nach bis auf das Jahr 301 mit der Gründung durch den heiligen Marinus zurückgeht - wissen. Um das Jahr 300 soll gemäß der späteren Tradition Marinus, ein dalmatischer Steinhauer von der Insel Rab, als Bauarbeiter in das damals aufstrebende Rimini gekommen sein. Noch bevor im Jahr 303 unter Kaiser Diokletian die letzte Christenverfolgung im Römischen Reich begann, zog sich der Christ Marinus angeblich auf den nahe gelegenen Berg Titano zurück. Nach dem Beginn der Christenverfolgungen gesellten sich, wie es heißt, weitere Verfolgte zu ihm, und so bildete sich eine erste christliche Gemeinschaft auf dem Berg. Als offizielles Gründungsdatum gilt heute der 3. September 301. In den ersten Jahrhunderten war die Unbekanntheit der kleinen Gemeinschaft der beste Schutz gegen ihre Feinde. Trotzdem wurde im 10. Jahrhundert mit dem Bau von Befestigungsanlagen begonnen. Bestätigungen dafür finden sich in einer Urkunde König Berengars II. aus dem Jahr 951 und einer Bulle Papst Honorius’ II. von 1126. 1371 schrieb Kardinal Anglico, dass die Stadt „auf einem sehr hohen Felsblock liegt, auf dessen Gipfel drei riesige Burgen (Torri) emporragen“. Im Laufe der Zeit wurden diese drei Burgen weiter ausgebaut und die Wasserversorgung autarkisiert, indem riesige Zisternen zum Speichern von Regenwasser in den Stein geschlagen wurden. Unterhalb des Regierungspalastes findet man noch heute Zisternen, die zwischen 1472 und 1478 geschaffen wurden. San Marino hat immer zwei Staatsoberhäupter, dies sind die für jeweils sechs Monate kollegial amtierenden Capitani Reggenti („regierende Hauptleute“, manchmal auch „regierende Kapitäne“ genannt). Sie werden vom Parlament gewählt und ihre Amtseinführung ist am 1. April und 1. Oktober eines jeden Jahres. Diese Regelung geht auf ein Gesetz aus dem Jahr 1200 zurück, welches zu dem Zweck eingeführt wurde, dass die Personen an der Spitze des Staates nicht zu lange mit zu viel Macht ausgestattet sind und zudem eine gegenseitige Kontrolle ermöglicht wird. Soweit ein Teil der Historie. Heute wird San Marino hauptsächlich touristisch vermarktet. Die Città wird von den Touristen vereinnahmt wie kaum eine andere Gemeinde. (Ähnlich wie Hallstadt). Die Stadt selbst ist fein herausgeputzt und man sieht den Bauten ihr Alter nicht an. Eigentlich Schade, denn gerade die Patina der Jahrhunderte gehört für mich zum Charme einer historischen Stätte. Nachdem wir zunächst eines der Outlet Center San Marinos erfolglos (es wurden keine Käufe getätigt) besucht haben, machen wir uns auf dem Weg in die Città. Dass wir nicht die einzigen sein werden war mir schon klar, aber dass wirklich so viele Touristen hier anzutreffen sind dachte ich nicht. Aber sehr zu Freude der Souvenir Verkäufer, der Restaurants und Schnellimbisse und anderer, rein touristischer Geschäftemacher. Wir erhaschen einen Blick auf die Wachablösung, ein Wettkampf im Armbrustschießen ist im Gange und die Fresstempel sind voller Leute sowie die Gassen. Wir machen uns schnell wieder auf den Weg und fahren weiter zum Tahna See. Hierbei handelt es sich um einen kleinen Badesee mit Badeanstalt im Ort Talamello ganz in der Nähe von San Leo. Hier ist das weithin bekannte Tanha Lake Bar Ristorante Pizzeria. Heute, am Sonntag ist hier mächtig viel los. Die Besucher sind Einheimische aus der näheren Umgebung und wir zwei. Das Essen sehr gut, der Wein ebenso und die Preise moderat. Wir werden wohl übermorgen dort nochmal am Abend vorbeischauen, da gibt es dann auch Pizzen.
 
 
 
 

4.9.2023 - So ein sch..... Tag
Heute sind wir bereits um 9:00 Uhr unterwegs. Am Plan steht eine kleine Wanderung im Parco Sasso Simone e Simoncello, danach soll es weitergehen nach Carpegna zum Mittagessen und auf der Rückfahrt steht noch der Ort Pennabilli und der Lago Andreuccio auf dem Plan. Aber bereits nach 10 km ist unser schöner Plan nur noch Makulatur. In einem der Orte wo wir durch müssen gibt es einen riesigen Jahrmarkt und die Durchfahrt durch den Ort ist gesperrt. Also drehen wir den Plan um und fahren zum kleinen Lago Andreuccio. Einmal rum um den See dauert so 20 Minuten und wir fahren nach Pennabilli. Die Besichtigung der Altstadt ist nach einer 1/2 Stunde abgeschlossen und jetzt - so um die Mittagszeit - steuern wir Carpegna an. Der Prosciutto di Carpegna DOP ist eine regionale Spezialität und den gibt es unter anderem beim hochgelobten Ristorante Rosticceria Vecchio Montefeltro. Dort werden wir nicht wie Gäste sondern wie Aussätzige behandelt und so verlassen wir das Lokal umgehend. Zwischenzeitlich hat Gerti auch wieder sehr starke Schmerzen und wir beschließen zur Tanha Lake Bar zu fahren, wo wir gestern so gut gegessen haben. Prompt kommen wir wieder zu dem Ort in dem der Jahrmarkt grad für kein Durchkommen sorgt und wir fahren auf Feldwegen und Schotterpisten Kilometer um Kilometer, bis wir nach einer gefühlten Ewigkeit endlich wieder Asphalt unter den Reifen haben. Als wir bei der Tanha Lake Bar ankommen müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass die die nächsten 3 Tage geschlossen haben. Also,jetzt reicht's. Wir fahren ins Quartier, ich storniere alle Quartiere (wegen Gertis Schmerzen hätten wir dies sowieso getan) und am Abend werden wir hier im Haus was essen. Am Mittwoch treten wir die Heimreise an, vielleicht fahre ich durch, vielleicht übernachten wir noch irgendwo.
 
 
 
Nachtrag: Gerade als wir uns fertig machen um Essen zu gehen - heute gab es nichts außer dem Frühstück, werden wir vom Haus informiert, dass das Restaurant heute geschlossen hat. Wir gehen also in den Ort um was zu essen, aber alle Lokale haben heute zu. Lediglich eine kleine Bar mit Imbiss hat offen und der nette farbige Mitarbeiter erklärt uns alles was die Küche so bietet. Na, viel ist es nicht, aber wir sind hungrig und sagen gerne Ja. Der perlende Wein ist hervorragend, das Essen ist auch ok, wenngleich eben nur so als Snack zum Wein. Die Sonne steht schon tief und lässt die Landschaft in schönen Farben erstrahlen.
 

5.9.2023 - Anreise nach Udine
Wie haben uns entschlossen, die Heimreise - wie schon die Anreise - durch einen Zwischenstopp in Udine gemütlich zu gestalten. Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg nach Norden und kommen dieses Mal ohne Stau in rund 4 Stunden nach Udine. Kurz vor erreichen unserer Herberge kehren wir noch in einer kleinen Trattoria zum Mittagessen ein. Zwei mal Penne mit Ragout, 1 Flasche Weißwein, 1 Liter Wasser, 1 Espresso und 2 mal Cuperto um 20 Euro. Da kann man nicht meckern. In der Casa Orter haben wir das beste Zimmer bekommen. Groß und mit eigener Terrasee. Am Abend werden wir noch zum Heurigen gehen und dann können wir sicher gut schlafen. Morgen steht dann noch ein Besuch des großen Einkaufszentrums Città Fiera in Udine an bevor wir die Heimreise nach Mondsee fortsetzen werden.

6.9.2023 Heimreise
Nach einer sehr erholsamen Nacht und einem großartigen Frühstück machen wir uns auf den Weg zum Einkaufszentrum. Halleluja, was ist das für ein riesiges Einkaufszentrum. Nach knapp 3 Stunden sind wir durch und haben sogar ein paar Klamotten gekauft. Bis zur Grenze Italien/Österreich kommen wir gut voran. In Österreich ist dann Schluss mit lustig. Die ASFINAG bastelt an der kompletten A10 herum und es ist echt mühsam voranzukommen. Aber nach gut 5 Stunden (Udine - Mondsee = 341km Autobahn!) haben wir es endlich geschafft.

Epilog
Wenn einer von uns nicht Topfit ist sollten wir nicht auf Urlaub fahren.